Daniel Hubmann sorgt an den WM in Schweden für die siebte Schweizer Medaille: Er gewinnt Bronze über die Langdistanz. Judith Wyder verpasst als Vierte eine Medaille nur knapp, insgesamt zeigen die Schweizer eine erneut gute Teamleistung.

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Die dritte Bronzemedaille für Daniel Hubmann.


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Daniel Hubmann unterwegs.


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Judith Wyder wird Vierte.


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Matthias Kyburz läuft auf Rang 7.


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Sabine Hauswirth wird Zehnte.
Daniel Hubmann (Herrenschwanden) konnte sich bei den OL-Weltmeisterschaften in Schweden im dritten Einzelrennen die dritte Medaille sichern: Wie bereits über die Sprint- und Mitteldistanz lief der gebürtige Thurgauer am Donnerstag zur Bronzemedaille. Der 33-Jährige musste sich im rund 21 Leistungskilometer langen Rennen nur gerade vom Norweger Olav Lundanes und dem Franzosen Thierry Gueorgiou geschlagen geben. Lundanes gewann mit einer Laufzeit von 93:27 Minuten und konnte dabei einen Vorsprung von 1:46 respektive 2:05 Minuten auf seine Verfolger vorweisen.

Hubmann zeigte sich über den Gewinn der Bronzemedaille zufrieden: «Wenn du im dritten Rennen die dritte Medaille gewinnst, hast du Vieles richtig gemacht», sagte der sechsfache Weltmeister. Er berichtete von einem sehr anspruchsvollen Rennen – technisch und physisch. Gerade die langen Routenwahlen seien schwierig gewesen, musste man dabei oftmals quer durch das Gelände rennen, ohne befestigte Wege nutzen zu können. Hubmann wurde unterwegs vom späteren Sieger Lundanes eingeholt und konnte sich ihm anhängen: «Eingeholt zu werden, ist nie lustig, aber man muss das Beste daraus machen.» Allgemein kam es im Langdistanzrennen sowohl bei den Damen als auch den Herren zu vielen Zusammenschlüssen im Wald. So profitieren einige von sogenannten «Trams».
Die erneute Bronzemedaille bedeutet für Hubmann die insgesamt 22. WM-Medaille seiner Karriere. Gerne hätte er auch in diesem Jahr einen WM-Titel in einer Einzeldisziplin gefeiert: «Wenn ich wählen könnte, würde ich wohl zwei Bronzemedaillen gegen eine goldige tauschen.» Nun hofft Hubmann auf die Staffel vom Samstag, in der die Schweizer Männer als Titelverteidiger antreten werden.

Keine Auszeichnung über die Langdistanz konnte Matthias Kyburz (Möhlin) gewinnen. Der Fricktaler lief nach Silber im Sprint und Gold über die Mitteldistanz auf den siebten Rang: «Das Resultat sieht besser aus, als meine Leistung», sagte der 26-Jährige. Er hatte vor allem zum zweiten als auch zum vierten Posten einen Fehler zu beklagen. Das er unterwegs unter anderem von Carl Godager Kaas und später auch von Olav Lundanes eingeholt wurde, hatte auch einen Einfluss auf sein Rennen: «Einerseits liess ich mich gerade auf der Schlussschlaufe viel führen, andererseits nahm die Motivation während des Wettkampfes auch ab.» Kyburz wartet damit weiterhin über eine WM-Medaille in der Langdistanz.

Die weiteren Schweizer Männer klassierten sich hinter den Top Ten: Baptiste Rollier (Boudevilliers) wurde 15., fast unmittelbar dahinter lief Andreas Kyburz (Winterthur) auf Rang 17. Beide zeigten sich zufrieden mit ihrem Lauf und ihrer Leistung. «Ich konnte technisch so laufen, wie ich mir das vorgenommen habe», sagte Rollier. Er hatte keine grösseren Unsicherheiten zu beklagen. Und auch der ältere der beiden Kyburz-Brüder sprach von einer soliden Leistung. Kleinere Fehler in Postenräumen habe es in seinem Lauf gegeben, und: «Dass ich mit dem Speed der Topläufer nicht mithalten kann, war klar.»

Wyder holt «Leder»
Die Schweizer Frauen blieben im rund 16 Leistungskilometer langen Langdistanz-Wettkampf ohne Medaille. Teamleaderin Judith Wyder (Zimmerwald) hat die Bronzemedaille nur knapp verpasst und klassierte sich auf dem vierten Rang – mit 2:19 Minuten Rückstand auf Tove Alexandersson. Die Schwedin holte sich mit einer Laufzeit von 86:24 Minuten bereits ihre zweite Goldmedaille an den Heim-WM. Silber ging an die Russin Natalia Gemperle, Bronze an die Norwegerin Anne Margrethe Hausken Nordberg. Gemperle verlor lediglich 26 Sekunden auf die Siegerin, Hausken Nordberg musste einen Rückstand von 2:01 Minuten hinnehmen.

Wyder verpasste damit an dieser WM erstmals das Podest, nach den Silbermedaillen über die Sprintdistanz und in der Sprintstaffel. Sie habe die Medaille wohl vor allem zu Beginn des Rennens verloren, sagte die 28-jährige Bernerin im Ziel. Auf dem rund drei Kilometer langen Teilabschnitt zum zweiten Posten erwischte sie eine langsame Routenwahl, zum dritten Posten verlor sie im Postenraum etwas Zeit. In der Folge wurde Wyder von Gemperle aufgeholt, die beiden liefen das Rennen fortan gemeinsam: «Das gab im schwierigen Gelände einerseits Sicherheit, andererseits hat mich dies auch gestresst», so Wyder. Sie hatte laut eigenen Aussagen in der Zweiergruppe oftmals den Lead übernommen, wovon Gemperle profitieren konnte. «Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich eine Medaille so knapp verpasst habe, aber ich darf mit dem vierten Rang dennoch sehr zufrieden sein.» Dieser zeige, dass sie gerade im technisch anspruchsvollen nordischen Gelände einen Schritt nach vorne gemacht habe.

Die Schweizerinnen haben auch ohne Medaillengewinn eine geschlossene und gute Teamleistung gezeigt. Sabine Hauswirth (Belp) klassierte sich mit dem zehnten Rang gerade noch in den Top Ten, Julia Gross (Zürich) wurde gleich dahinter Elfte. Beide verloren rund zehn Minuten auf die Siegerin. Wie Wyder war auch Hauswirth nicht ganz zufrieden mit der Route zu Posten 2: «Sie war nicht schlecht, aber die Umsetzung war unglücklich.» Später sei sie mit der Karte besser zurecht gekommen und habe einen guten Rhythmus gefunden.
Die Zürcherin Julia Gross hat den angestrebten Top-Ten-Platz knapp verpasst. Nachdem sie sich im ersten Moment enttäuscht zeigte, dass sie ihr angestrebtes Ziel nicht erreichen konnte, sagte sie mit etwas Distanz: «Ich habe mich gut geschlagen.» Dies nicht zuletzt, weil der elfte Rang ihr bestes WM-Resultat über dieser Distanz bedeutet. Die 25-Jährige hatte eine bessere Rangierung zu Beginn des 16 Leistungskilometer langen Rennens vergeben. Bereits zum zweiten Posten wurde sie von der späteren Silbermedaillengewinnerin Natalia Gemperle eingeholt, welche sechs Minuten nach Gross in den Wettkampf gestartet war: «Das hat mich gerade ein wenig geschockt», so Gross. In der Folge habe sie jedoch nicht aufgegeben, auch wenn sie physisch zu kämpfen hatte: «Es war nicht mein bester Tag, ich konnte auch schon schneller rennen.»

Das Langdistanzrennen wurde am Donnerstag rund 20 Autominuten östlich des WM-Hauptorts Strömstad ausgetragen. Das Gelände präsentierte sich typisch schwedisch: Kleinere Hügelpartien, halboffene Waldpartien durchzogen mit zahlreichen Sümpfen sowie detailreichen steinigen Teilgebieten charakterisieren den Wald «Strömstad East». Die rund 16 respektive 21 Leistungskilometer lange Strecke für die Frauen und Männer war entsprechend abwechslungsreich, wobei sich viele Teilnehmende über die teils schlechte Belaufbarkeit erstaunt zeigten. Während es zahlreiche kürzere Strecken zwischen den einzelnen Posten zu absolvieren galt, wurden die Athletinnen und Athleten auch durch bis zu drei Kilometer langen Routenwahlen gefordert.
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Julia Gross wird Elfte.


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Baptiste Rollier läuft in die Top 15.


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Andreas Kyburz klassiert sich auf Rang 17.

Nach dem Langdistanz-Wettkampf wird an den OL-Weltmeisterschaften im Westen von Schweden ein weiterer Ruhetag eingelegt, bevor am Samstag zum Abschluss der Titelkämpfe die Staffelrennen ausgetragen werden. Das Swiss Orienteering Team bestimmt bis morgen Freitag die Zusammenstellung der Teams für die Frauen- und Männerstaffel.
(Text: Severin Furter; Bilder: Rémy Steinegger/steineggerpix.com)

Resultate
Strömstad (SWE). Weltmeisterschaften. Langdistanz.
Männer (15,5 km/ 650 Hm/ 30 Posten): 1. Olav Lundanes (NOR), 93:27 Minuten; 2. Thierry Gueorgiou (FRA), +01:46 Minuten; 3. Daniel Hubmann (Herrenschwanden), +02:05; 4. Lucas Basset (FRA), +05:49; 5. Carl Godager Kaas (NOR), +05:52; 6. Magne Daehli (NOR), +06:06; 7. Matthias Kyburz (Möhlin), +06:12; 15. Baptiste Rollier (Boudevilliers), +12:00; 17. Andreas Kyburz (Winterthur), +12:56.
Frauen (11,1 km/ 540 Hm/ 18 Posten): 1. Tove Alexandersson (SWE), 86:24 Minuten; 2. Natalia Gemperl (RUS), +00:26 Minuten; 3. Anne Margrethe Hausken Nordberg (NOR), +02:01; 4. Judith Wyder (Zimmerwald), +02:19; 5. Saila Kinni (FIN), +07:50; 6. Anastasia Denisova (BLR), +07:58; 10. Sabine Hauswirth (Belp), +10:09; 11. Julia Gross (Zürich), +10:48.

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