Nach sechs Jahren im Bike-OL-Kader wird Simon Brändli per sofort vom Leistungssport zurücktreten. Der 32-Jährige aus der Stadt Winterthur verpasste zwar an seiner letzten WM eine Einzelmedaille, konnte sich aber mit einer Silbermedaille in der Staffel trotzdem «standesgemäss» verabschieden.

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Simon Brändli wie er leibt und lebt: Mit vollem Einsatz an einem seiner
letzten internationalen Einsätze (Fontainebleau 2022). Gib Gutzi, Simi!
2015 debütierte Brändli an der Elite-WM in Tschechien mit drei Plätzen im Mittelfeld. Allerdings deutete er schon damals mit dem 11. Rang in der Langdistanz sein Potential an. In der Folge entwickelte er sich zu einem sicheren Wert in der nationalen wie internationalen Bike-OL Szene und fuhr sowohl im Weltcup wie auch an internationalen Meisterschaften zuverlässig Diplom- und Medaillenplätze heraus. Dies führte dazu, dass er letztes Jahr überlegen den Gesamtweltcup für sich entscheiden konnte und die Weltrangliste im Bike-OL anführte.

Wie das gesamte Jahr 2021 verlief auch die damaligen WM in Finnland traumhaft und der Winterthurer gehörte mit vier Medaillen (Silber Sprint & Mitteldistanz, Bronze Langdistanz & Staffel) zu den überragenden Athleten des Anlasses. An der EM in Portugal holte er sich in der Mitteldistanz den Titel und konnte damit seinen wohl grössten Erfolg, den WM-Titel über dieselbe Distanz von 2018 in Österreich, bestätigen.



Schon vor der diesjährigen Saison setze sich der Gedanke eines Rücktrittes in Brändlis Kopf fest. Auf jeden Fall wollte er aber noch die WM in Falun fahren. «Ich will die Leistungen aus dem 2021 bestätigen und möchte an der WM in Schweden eine Goldmedaille gewinnen» formulierte er auf der Homepage von Swiss Orienteering seine Ambitionen. Obwohl er dieses Ziel verpasste, tritt Brändli nach der WM in Schweden mit einem guten Gefühl zurück: «Auch wenn die Einzelmedaille ausgeblieben ist und das Wettkampfglück diesmal meist nicht auf meiner Seite war, bleibt mir meine letzte WM mit Staffelsilber ganz besonders in Erinnerung».

Um weiter an der internationalen Spitze bestehen zu können, wäre ein enormes Trainings- und auch Reisepensum unabdingbar: Brändli, welcher im Herbst auch noch heiraten wird, ist nicht mehr bereit, diesen Aufwand zu betreiben und dem Sport alles unterzuordnen. Ausserdem hatte er an der diesjährigen WM einen ziemlichen Schreckmoment zu überstehen: im Mitteldistanzrennen erlitt er mit einem tschechischen Wettkämpfer einen heftigen Frontalcrash und die beiden Fahrer blieben nur mit sehr viel Glück unverletzt. Dieser Unfall liess ihn nicht unberührt und erleichterte seinen Rücktrittsentscheid zusätzlich.

Brändli lässt ein Team zurück, dass das Potential hat, die Schweiz im Bike-OL an der Spitze zu halten. Für den Winterthurer ist nun die Zeit gekommen, andere Schwerpunkte zu setzen. Er ist beruflich in einem anspruchsvollen Job als Ingenieur ETH tätig und möchte sein Leben in Zukunft freier gestalten: «Der Sport hat mir viel gegeben – doch auch viel gefordert.»

Ein ausführlicher Rückblick auf die erfolgreiche Karriere von Brändli wird in der Ausgabe 9-2022 des Swiss Orienteering Magazin erscheinen.

(Text: Thomas Bossi, Bild: Adrian Jäggi)