Flurin Schnyder auf dem Weg zur Silbermedaille
im Sprint

Verwirrung um Junior Schnyder mit Happy End und einer Silbermedaille!

Für den Höhepunkt aus Schweizer Sicht sorgte der Junior Flurin Schnyder, allerdings musste der Erfolg ein wenig erdauert sein. Schnyder ging nach seinen letzjährigen WM-Resultaten sicherlich als einer der Favoiten ins Rennen. Dem aussenstehenden Beobachter allerdings schien sein Einstieg in den Sprint gründlich misslungen zu sein: nach rund drei Minuten Fahrzeit musste Schnyder bereits einem Rückstand von 1:10 Minuten hinterherjagen. Dies gelang dem jungen Berner allerdings hervorragend. Die verbleibenden zwanzig Minuten des Rennens absolvierte er als Schnellster aller Konkurrenten. Doch sein Effort schien vergebens.

Am Ziel fehlten im nur zwölf Sekunden auf die Bronzemedaille. Doch der Grund für den anfänglichen Rückstand entpuppte sich nicht etwa als Fehler von Schnyder, vielmehr wurde er vom Start-Team eine Minute zu spät auf die Strecke geschickt. Dem eingegebenen Protest wurde stattgegeben und so  durfte Schnyder mit der Silbermedaille einen weiteren Erfolg feiern. Dass ihm dabei auf die Goldmedaille nur eine Sekunde fehlte, dürfte der Berner aber ohne Weiteres verkraften.

Herausfordernde Strecke in Jičín und Tschechien hoch zwei!

Die Sprintbahnen waren äusserst anspruchsvoll, erforderten sie doch höchste Konzentration. Nach einem rasanten Start durch Schrebergärten und Vorortsquartiere galt es, dass Tempo für einen kurzen, kniffligen Waldteil auf einem parkähnlichen Hügel zu drosseln um es dann in einem relativ offenen Teil mit Sportanlagen wieder zu steigern. Der letzte Teil in der Altstadt erforderte dann wieder volle Aufmerksamkeit für die Karte und die Fähigkeit, gleichzeitig das Tempo hochzuhalten. Die einheimischen Tschechen demonstrierten dies bei der Elite beinahe bis zur Perfektion.

Mit Krystof Bogar und Vojtech Ludvik auf den ersten zwei Rängen und Jan Hasek (4.) machten die Tschechen die Medaillen beinahe unter sich aus. Nur der Este Lauri Malsroos verhinderte die kompletten tschechischen Festspiele. Mit Vojtech Stransky stand gar ein dritter Einheimischer auf dem Podest, doch wurde er nachträglich disqualifiziert. Schlussendlich klassierten sich immer noch fünf Einheimische in den ersten acht Rängen. Eine eindrückliche Machtdemonstration und ein deutlicher Hinweis, wie gross der Stellenwert des Bike-OL in Tschechien ist. 

Schweizer Herren mit kompakter Leistung

Für einmal hatten die Schweizer Herren bei der Elite mit der Medaillenvergabe im starken Fahrerfeld nichts zu tun. Mit Adrian Jäggi (12.), Simon Hellmüller (13.) und Noah Rieder (15.) klassierten sich zwar drei der vier gestarteten Schweizer allesamt im ersten Viertel der Rangliste und zeigten eine solide und kompakte Mannschaftsleistung, trotzdem blieb eine leise Entäuschung hängen, vorab bei Simon Helmüller, der sich sein Comeback sicher ein wenig anders vorgestellt hatte.

Hellmüller mit denkbar schlechtem Start

Das Kürzel für Simon Hellmüller auf dem Live-GPS ist HELL. Nach nicht einmal 15 Sekunden Fahrzeit musste es sich für den Winterthurer bei seinem Comeback wohl effektiv wie die Hölle angefühlt haben: er verpasste gleich die erste Abzweigung nach links und konnte sich erst am Ende der Schrebergärten wieder auffangen: so gingen gleich zu Beginn rund 45 Sekunden verloren. Im Sprint und angesichts der starken Konkurrenz eine halbe Ewigkeit. Doch dann zeigte Hellmüller, warum er vor seinem Rücktritt auch schon die Nummer Eins der Weltrangliste war: er steckte nicht auf und machte gegenüber der meisten Konkurrenz Sekunde um Sekunde wett. Nur gegen den späteren Sieger Krystof Bogar aus Tschechien war wie so oft kein Kraut gewachsen: der Riese, der sich in entscheidenden Wettkämpfen immer wieder zu steigern weiss, fuhr das gesamte restliche Fahrerfeld beinahe in Grund und Boden. Doch Hellmüller zollte gegen Ende seiner Aufholjagd Tribut. So kostete ihm eine kleine Unachtsamkeit zu Posten 28 wohl noch einige Sekunden, im Gegensatz zu seinem Fehler bei Posten 32 schien dies aber zur Makulatur zu verkommen: im Häuserlabyrinth der Altstadt von Jičín verlor er kurz vollständig die Orientierung und musste einen Zeitverlust von rund einer Minute in Kauf nehmen.

Adrian Jäggi hielt gut mit den Besten mit, verlor aber ohne grossen Fehler kontinuierlich an Zeit. Trotzdem zeigte er sich mit seinem Rennen und seinem soliden Auftakt zu den Weltmeisterschaften zufrieden. Jäggi freut sich vor allem auf die Langdistanz, kommt ihm doch dort das steile und körperlich herausfordernde Profil viel eher entgegen. Mit einem hervorragenden 16. Rang wusste vor allem der junge Noah Rieder zu überzeugen. Schon zu Juniorenzeiten fuhr der Lysser seine grössten Erfolge im Sprint ein und nun scheint er die Serie bei der Elite fortsetzen zu können.

Wellenreiter mit hervorragendem Debut

Celine Wellenreiter mit hervorragendem
Debut

Bei den Damen musste Celine Wellenreiter früh ins Rennen starten. Die Debutantin zeigte dabei ein beherztes Rennen, fand gut in den Wettkampf und vermied in der Folge gröbere Fehler. Lange Zeit widerstand sie allen Angriffen und es zeichnete sich je länger je mehr ab, dass der Fahrerin aus Steffisburg ein hervorragendes Rennen gelungen war. Am Ende klassierte sich Wellenreiter im sehr guten 9. Rang. Damit konnte sie sogar die Teamleaderin Ursina Jäggi (14. Rang) hinter sich lassen: rund eine Minute büsste die Routinierin in der schweizerisch internen Rangliste auf die Newcomerin ein. Gegen die internationale Konkurrenz allerdings haben die beiden Schweizerinnen einen schweren Stand: mit rund drei Minuten Rückstand auf die überragende Siegerin Kaarina Nurminen aus Finnland bleibt noch Luft nach oben. Jedoch zeigt der Rückstand von 1:23 Minuten auf die Bronzemedaille, dass Wellenreiter in der kurzen Aktivzeit im Bike-OL enorme Fortschritte gemacht hat und man darf auf die Fortsetzung ihrer Karriere sehr gespannt sein.

Hier gehts zu den Kurzinterviews von

Flurin Schnyder: https://youtu.be/z7ezlajmHcY 
Adrian Jäggi: https://youtu.be/Si7z-wb87uQ
Celine Wellenreiter: https://youtube.com/shorts/H84qjvSQ004?feature=share

Hier gehts zu den Resultaten und zum GPS-Tracking

Weitere Bilder und Interviews folgen.

(Text: Thomas Bossi, Bilder: Adrian Schnyder)