Erneute Medaillengewinne für das Schweizer Team an der Bike-WM: Simon Hellmüller bei der Elite und Flurin Schnyder bei den Junioren erfuhren sich je eine Silbermedaille in der Mitteldistanz. Lediglich 14 bzw. 15 Sekunden lagen die beiden hinter den einheimischen Siegern zurück

Der Rennverlauf bei der Elite fühlte sich beinahe ein wenig wie der Kampf von David gegen Goliat an, im Gegensatz zum biblischen Pendant allerdings mit dem besseren Ende für Goliat. Während der Liveübertragung beschrieb der Kommentator Simon Hellmüller als einen der kleinsten aber schnellsten Fahrer. Gleich im nächsten Satz erwähnte er, dass sein tschechischer Kontrahent Krystof Bogar gegebenenfalls auch in einem Basketballteam Unterschlupf gefunden hätte.

Spannende Aufholjagd von Hellmüller

Und der hochgewachsene Tscheche legte gleich mit einem eindrücklichen "Dunk" los: nach 14 Minuten Fahrzeit lag er eine ganze Minute vor Hellmüller. Dies war auch mit einem problematischen Einstieg zu Posten 1 von Hellmüller begründet. Doch der Winterthurer hielt seine Pace hoch und konnte seine Fahrt makellos und ohne Fehler durchziehen. So reduzierte er seinen Rückstand sukzessive Sekunde um Sekunde -  doch am Ziel stoppte die Uhr seines Kontrahenten dennoch 14 Sekunden zu früh. Auf den minimen Rückstand angesprochen ziegte sich Hellmüller selbstkritisch: "Klar ärgert es einen, wenn es so knapp ist, da überlegt man schon, wo man es hätte herausholen können. Und mit dem Einstieg zu Posten 1, dies war auch ein wenig ungeschickt, vielleicht hätte ich da mehr auf Sicherheit auf einem grösseren Weg umfahren sollen, da ich nach dem direkteren Weg den Einstieg auf einen kleinen Pfad verpasst habe". Das mindert aber seine Freude nicht im geringsten: mit dem Gewinn seiner zweiten Silbermedaille hat sich sein Comeback definitiv ausbezahlt. Auf dem dritten Rang landete mit Vojteck Ludvik ein weiterer Tscheche.

Dritte Medaille für Schnyder

Drittes Rennen und Medaille: Flurin Schnyyder

Auch bei den Junioren könnte man die Geschichte von David und Goliat bemühen, leider zog aber hier, gemäss der historischen Vorlage, der (Schweizer) Goliat sprichwörtlich den Kürzeren: der grossgewachsene Flurin Schnyder mischelte während der gesamten Renndauer an der Spitze mit und lag bei allen Zwischenzeiten unter den ersten Drei. Vor allem aber lag er immer einige (wenige) Sekunden vor dem tschechischen Europameister im Sprint, Adam Cernik. Doch im Gegensatz zur Elite wusste David/Adam das Blatt noch zu wenden und fuhr, ähnlich wie bei der Elite, noch einen Vorsprung von 15 Sekunden heraus. Nach der Sekundenentscheidung im Sprint hatte Schnyder auch dieses Mal knapp das Nachsehen. "Ich weiss genau, auf welcher Kreuzung die Goldmedaille liegt, da ich bei einem Weg unsicher war und nochmals umkehren musste. Doch man kann immer Fehler suchen, von daher bin ich sehr zufrieden mit meinem 2. Platz" meinte Schnyder im Interview.  Am Freitag bleibt ihm die nächste (und letzte) Chance, als Junior in einem Einzelrennen nach WM-Gold zu greifen. Wie auch immer dort das Rennen ausgehen wird, Schnyder darf jetzt schon auf eine Riesenkarriere zurückblicken.

Kleiner Dämpfer für das restliche Herrenteam und Pech für Jäggi A.

Die restlichen Schweizer in der Elite mussten nach der guten Mannschaftsleistung in der gestrigen Langdistanz einen kleinen Dämpfer in Kauf nehmen. Noah Rieder und Silas Hotz klassierten sich unmittelbar hintereinander (28. und 29.), doch unterschieden sich ihre Rennverläufe markant. So startete Rieder besser ins Rennen und konnte sich lange unter den Top-Twenty halten. Im letzten urbanen Teil verlor er allerdings noch ein wenig an Zeit und wurde in der Rangliste aufgrund der Leistungsdichte unerbittlich zurückgespült. "Eigentlich bin ich mit meinem Rennen sehr zufrieden, ich habe das Gefühl, es sei sehr gut gegangen, ausser dem Beginn. Der Rang lässt schon ein wenig zu wünschen übrig. Es ist aber ein sehr enges Feld und die Zeitabstände gering" wusste der Lysser nach dem Rennen eloquent zu berichten. Hotz hingegen verzeichnete einen sehr schlechten Start und wurde früh vom Franzosen Pourre eingeholt. Gemeinsam zeigten sie in der Folge aber eine sehr gute Fahrt und Hotz konnte sich so immerhin noch direkt hinter seinem Team-Kollegen platzieren. Einen rabenschwarzen Tag erlebte Adrian Jäggi. Nach einem guten Start verlor er auf den Weg zu Posten 10 den Sattel. Unter diesen Umständen und dem unruhigen Terrain war es in der Folge unmöglich, im Fahren Karte zu lesen. Verständlicherweise verlor er dadurch viel Zeit und landete schlussendlich auf dem 40. Rang.

Solide Leistungen bei den Damen und Pech für Jäggi U.

Beinahe der ausgerollte rote Teppich bei der
Zieleinfahrt von Ursina Jäggi

Wie schon bei den beiden ersten Wettkämpfen zeigten bei den Damen Ursina Jäggi und Celine Wellenreiter solide Leistungen. Aufgrund der Weltrangliste musste Wellenreiter wie üblich relativ früh ins Rennen steigen. Dabei zeigte sich aber, dass sie sicher einen Sprung in dieser Weltrangliste vollziehen wird, zierte sie doch eine geraume Weile die Spitze der Rangliste. Wie in der Langdistanz erreicht sie einen Top-Twenty Platz (20.). Zwar scheint der Rückstand mit 12:55 Minunten relativ hoch, doch zu einem Top-Ten Ergebnis fehlen effektiv nur 3:06 Minuten und der Rückstand auf den fünften Rang beträgt 5:33 Minuten. Dies zeigt natürlich auch die Überlegenheit der Siegerin Evelyne Benham Kvale, aber auch, dass die Steffisburgerin nicht weit von den Top-Ten agiert. Wie bei den Herren Adrian Jäggi hatte auch die nicht verwandte Ursina Jäggi einiges Pech: Sie stürzte zwischen Posten 11 und 12 heftig auf das Knie und zog sich eine klaffende Wunde zu. Nach einer ersten Schrecksekunde entschied sie sich trotz Schmerzen weiter zu fahren. In der Verwirrung las sie dann von Posten 12 zu 14 12. und verlor dadurch fast 2 Minuten. Ohne dieses Missgeschick wäre wohl eine Top-Ten Rangierung oder noch besser möglich gewesen. Dennoch klassierte sie sich heute im teaminternen Duell um eine Radlänge (29-Zoll oder 38 Sekunden) vor Wellenreiter (17.). Die Wunde musste mit einigen Stichen genäht werden. Ob Jäggi am Freitag zum Massenstart antreten kann, ist noch nicht klar. Auf jeden Fall kommt für sie und das restliche Team der Ruhetag genau zum richtigen Zeitpunkt.

Hier gehts zu den Kurzinterviews von

Simon Hellmüller: https://youtu.be/scsqgu4RFnA
Flurin Schnyder
: https://youtu.be/IRS0tDO0IWA
Noah Rieder: https://youtu.be/QcDwDTAEibQ

Hier gehts zu den Resultaten und zum GPS-Tracking

(Text: Thomas Bossi, Bilder: Adrian Schnyder)