Simon Hellmüller (Silber) bei der Elite und Flurin Schnyder (Bronze) bei den Junioren: Mit den beiden Medaillen im Massenstart erwiesen sie sich weiter als sichere Edelmetall-Lieferanten an der Bike-OL WM. Auch Silas Hotz (5.) und Celine Wellenreiter (10.) überzeugen im heutigen Hochgeschwindigkeitsrennen

Erfolgreiches Comeback: Simon
Hellmüller

WICHTIGER UPDATE: Das Drama um den unten erwähnten Finnen Andre Haga fand ein glückliches Ende: Haga wurde nachträglich klassiert und wurde mit der (verdienten) Silbermedaille belohnt. Dadurch verschieben sich die Ränge der Schweizer Männer um einen Rang. Simon Hellmüller erreichte demnach die Bronzemedaille.

Es war ein Rennen, bei dem es vielleicht für den unerfahrenen Beobachter beinahe komplizierter zu und her ging als für die FahrerInnen selbst. Im flachen, ultraschnellen und technisch nicht allzu schwierigen Wald um Jabkenice mussten die Herren Elite drei Runden zurücklegen. Eine Runde war in drei verschiedene Gabelungsabschnitte mit je drei Varianten unterteilt, genug also, um das Feld aufzuteilen. Die Gabelungsvarianten allerdings waren so unterschiedlich lang, dass sich erst spät klar herauskkristallisierte, wie die Positionen im Rennen verteilt waren. Da galt es als Zuschauer ruhig Blut zu wahren und abzuschätzen, wie sich die Bahnlegung schlussendlich auswirken würde. So musste man beispielsweise den 47. Rang von Hellmüller nach einer halben Stunde realistisch einschätzen: dies war nicht etwa einem groben Fehler sondern schlicht und einfach der Bahnlegung geschuldet. Doch rund zehn Minuten vor dem Zieleinlauf kam Licht ins Dunkel und Hellmüller positionierte sich auf dem Silberrang und erkämpfte sich so seine dritte Medaille an diesen Meisterschaften. Nach der (nur vermeintlich aller)letzten WM, als er in den Einzeldisziplinen ohne Medaille nach Hause fahren musste, ein Riesenerfolg bei seinem Comeback. Noch erfolgreicher waren nur noch der heutige Sieger Vojtech Ludvik mit vier Medaillen und, je nach Zählweise, Krystof Bogar mit zwei Goldemdaillen. Zum grossen Verlierer dieser WM scheint aber der Finne Andre Haga zu werden: nachdem er bereits am Dienstag als Zweiter mit einem Fehlstempel nicht klassiert wurde unterlief ihm im Massenstart nochmals das gleiche Missgeschick!

Hotz Blitz!

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Hotz Blitz! Starkes Rennen für den
Schafisheimer Hotz

Einen äusserst starke Fahrt zeigte heute auch Silas Hotz: mit nur 1:57 Minuten Rückstand raste der Schafisheimer auf den hervorragenden 5. Platz und erreichte damit sein bisher bestes WM-Ergebnis bei der Elite und deutete an, zu was er in Zukunft fähig sein kann. Hotz ist ein physisch starker Fahrer und die Charakteristik der flachen Strecke mit vielen Kieswegen und teilweise holprigen Trails, auf welchen es galt, ständig zu pushen und das Tempo hoch zu  halten, kam ihm sicher entgegen. Lange blieb er heute ein wenig im Schatten der anderen Teilnehmer, verlor sich sein GPS-Signal doch früh in den Weiten der tschechischen Wälder, umso grösser die Freude, als er kurz vor Ende plötzlich weit vorne im Rennen auftauchte.

Weniger gut lief es den beiden restlichen Schweizern Noah Rieder (50.) und Adrian Jäggi (55.). Beide erwischten am Ruhetag eine sehr starke Magenverstimmung und konnten sich nicht mehr rechtzeitig erholen. Gerade Jäggi hätte sich von dieser WM in den Einzelrennen wohl ein wenig mehr erhofft. Bleibt zu hoffen, dass er bis zur morgigen Staffel noch neue Kräfte sammeln kann.

Flurin Schnyder als sicherer Medaillenlieferant

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Viertes Edelmetall: Flurin Schnyyder

Was Simon Hellmüller für die Elite, ist Flurin Schnyder aus Schweizer Sicht bei den Junioren. Der Berner vermochte mit der Bronzemedaille im Massenstart sein letztjähriges Rendement gar zu übertreffen und durfte heuer sein viertes Edelmetall entgegennehmen. Schnyder musste aufgrund seines Postenfehlers an der letzten WM aus einer der hintersten Reihen starten, was ihn aber nicht daran hinderte mit einer (wiederum beinahe) fehlerfreien Fahrt (wiederum beinahe) an die Spitze zu fahren. Schnyder, der kürzlich seine Zweitausbildung als Landwirt erfolgreich abgeschlossen hat, verfehlt zwar das Ziel einer WM Goldmedaille im Einzel, etabliert sich aber sicher als einer der bisher erfolgreichsten Schweizer Junioren im Bike-OL. Nun gilt es, den ganzen Schwung für sein erstes Elitejahr mitzunehmen, die Balance zwischen Beruf und Training zu finden, um den arrivierten Fahrern vielleicht das eine oder andere Schnippchen zu schlagen.

Weiteres Top-Ten Ergebnis für Wellenreiter

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Top-Ten im ersten WM-Massenstart:
Celine Wellenreiter

Weiterhin eine sehr gute WM zeigt auch Celine Wellenreiter. Nach dem überraschenden Exploit im Sprint in ihrem ersten WM-Rennen überhaupt (9.) doppelte sie nun im Massenstart bereits nach, zeigte ein beherztes Rennen und erreichte somit ihr bereits zweites Top-Ten Ergebnis (10.). Bedenkt man die erst kurze Aktivzeit von Wellenreiter darf man auf weitere Rennen gespannt sein. Ursina Jäggi, durch ihre in der Mitteldistanz erlittene Knieverletzung sicher handicapiert, musste sich heute mit dem 25. Rang zufriedengeben.

Hier gehts zu den Kurzinterviews von

Simon Hellmüller: https://youtu.be/lHcjSOgutBg
Flurin Schnyder
: https://youtu.be/yLcC5zc6iCc
Silas Hotz: https://youtu.be/22rKZjYavLg 
Celine Wellenreiter: https://youtu.be/OdowQdmhn7Q

Hier gehts zu den Resultaten und zum GPS-Tracking

(Text: Thomas Bossi, Bilder: Ueli Sieber, Interviews: Adrian Schnyder)