Flurin Schnyder gewinnt Bronze an der Bike-OL U23-WM in Folgaria (Trentino, Italien) in der Langdistanz. Und beim WC-Finale durfte Adrian Jäggi sehr lange am Podest schnuppern. Zwei folgenschwere Fehler spülten ihn aber weit nach hinten

Dieses Langdistanzrennen, bei misslichsten Bedingungen ausgetragen, wird wohl einigen Fahrerinnen noch lange in Erinnerung bleiben. Sowohl die äusseren Umstände wie Wind, Regen, Nebel (und gemäss Speaker auch Krokodilen), wie auch die sehr anforderungsreiche Laufanlage im steilem, mit unzähligen, teilweise diffusen Wegen und Pfaden durchsetzten Gebiet, führten zu einem schon fast episch zu nennenden Rennen. Einige gestandene Fahrer äusserten sich dahingehend, dass dies der wohl härteste, anspruchvollste, aber auch beste Bike-Wettkampf ihrer Karriere war.

Flurin Schnyder konnte seine an der WM gezeigte Form offensichtlich gut konservieren und klassierte sich zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere an einem Weltcuprennen in den Top-Ten (9. Rang). "Eigentlich bin ich  erstaunt, ich habe relativ oft angehalten, vor allem in den diffusen Teilen, um sicher zu sein und es hat sich eigentlich nicht richtig schnell angefühlt". Dazu kam ein Fehler zu Posten 15 von 2 Minuten. Allerdings konnte er die ganz grossen Fehler vermeiden. Im Klassement der U23-WM reichte ihm dies zur Bronzemedaille. Dies ist umso bemerkenswerter, da Schnyder dieses Jahr ja noch erfolgreich bei den Junioren unterwegs war und somit noch weitere drei Jahre in der U23-Kategorie startberechtigt ist und dort hoffentlich für Furore sorgen kann. 

Auf der anderen Seite der Gefühlsskala dürfte sich Adrian Jäggi wähnen. Wer das äusserst spannende Rennen via GPS mitverfolgte, musste ein wahres Drama um den Schweizer Teamleader miterleben: nach rund zwei Drittel des Rennens und 90 Minuten Fahrzeit lag der Zollikofer gar in Führung und nicht nur der begeisterte Speaker witterte eine Sensation. Bei Posten 14 verlor sich das GPS-Signal von Jäggi für geraume Zeit bevor es dann bei Posten 18 wieder erschien. In der Zwischenzeit hatte Jäggi aber zu Posten 15 rund acht Minuten auf die Bestzeit verloren und rutschte auf Rang 8 ab. Bis zu Posten 19 konnte er sich aber fangen, arbeitete sich wieder auf Rang 3 vor und tauchte gemeinsam mit dem drei Minuten hinter ihm gestarteten Tschechen Ludvik auf. Zu Posten 20 wählte Ludvik dann eine lange Umfahrungsroute, während sich Jäggi wie viele andere für die direkte, eigentlich rund 2 Minuten schnellere Route entschied. Diese Wahl aber entwickelte sich aber zu einem wahren Albtraum: im dichten Gewirr des Wegnetzes verlor er, obwohl auf dem richtigen Weg, kurz die Orientierung und kehrte unötigerweise um (ein Fehler, welcher im übrigen auch Silas Hotz unterlief). In der Folge verlor er komplett die Orientierung und damit auch die Kontrolle über seine Fahrt. Anstelle eines absolut möglichen Podestplatzes rutschte der unglückliche Jäggi nach einem Zeitverlust von rund 18 Minuten auf diesen Posten noch beinahe aus den Top-Twenty heraus (20.), unmittelbar hinter seinen Teamkollegen Noah Rieder (19., U23: 5.). Dieser sicherte sich mit diesem Resultat im Weltcup bei den U23 den dritten Rang in der Gesamtwertung und Jäggi bleibt trotz allem die Gewissheit, dass der bei einem optimalen Rennverlauf auch mit der absoluten Weltspitze mithalten kann! Beim vierten Schweizer, Silas Hotz summierten sich zahlreiche kleinere Fehler und Unsauberkeiten, welche ihn auf den 26. Platz zurückfielen liessen, was sicher nicht seinen Ansprüchen und seinem Können gerecht wird.

Bei den Damen musste Ursina Jäggi das Rennen kurz nach Posten 4 aufgeben: sie hatte einen platten Hinterreifen zu beklagen, welcher sich im Rennen nicht flicken liess. Celine Wellenreiter zeigte nach der gestrigen Silbermedaille lange ein gutes Rennen und alles deutete auf eine weiteren Medaille bei der U23-WM hin. Gegen Ende des Rennens unterlief ihr, nebst kleineren Unsicherheiten,  vor allem zu Posten 14 noch ein zeitraubender Fehler und musste sich schlussendlich mit dem sechsten Rang bei den U23 zufrieden geben (Gesamt: 16.). Ihre guten Leistungen über die ganze Saison gesehen wurden mit dem zweiten Rang im Gesamtweltcup der U23-Kategorie belohnt.

Kurzinterview: Flurin Schnyder

Hier gehts zu den Resultaten und zum Live-Tracking (äusserst spannend und lohnenswert)

(Text: Thomas Bossi, Interviews: Silas Hotz)