Am Samstag ging die zehnte Austragung der Swiss Orienteering Week 2023 in Flims Laax bei Sonnenschein zu Ende. Insgesamt rund 4'600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 41 Ländern genossen als Fan zuerst packende WM-Finalläufe, um nachher während einer Woche selber die OL-Schuhe zu schnüren und eine Woche Aktiv-OL-Ferien zu geniessen.

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Anspruchsvolle Posten im Flimserwald


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OL in einzigartiger Berglandschaft


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Postenjagd beim Vorab-Gletscher

Sie alle kamen im Verlauf dieser Woche in den Genuss eines abwechslungsreichen bis spektakulären Menüs. Nachdem schon die Elite im Flimserwald teilweise ihr liebe Mühe mit dem anforderungsreichen Gelände gehabt hatte, versuchten sich auch die Breitensportler*innen im technisch sehr anspruchsvollen Wald. Nicht wenige berichteten denn auch nach dem Lauf, dass sie das Streichresultate für die SOW-Gesamtwertung bereits am ersten Tag eingezogen hätten. Für die zweite Etappe ging es durch die Nebeldecke hinauf auf den Crap Sogn Gion. Dort konnten die Swiss-O-Week-Läuferinnen und -Läufer bei Sonnenschein schnelle Alpweiden und ruppige Steingebiete erleben.

Auf die dritte Etappe hatten sich viele gefreut. Ein auch für die Meteorologen überraschend schnell aufkommender Sturm zwang die Veranstalter aber, den Wettkampf nach zwei Dritteln der Renndauer abzubrechen. Der Sturm erschwerte in der Folge auch den Rückweg ins Tal; die Bahnen standen wetterbedingt länger still und die Orientierungsläuferinnen und -läufer mussten in den Berghäusern ausharren, bis sich der Sturm endlich abgeschwächt hatte. Wer die Fotos anschaut, die bis etwa 14 Uhr geknipst worden sind, kann kaum glauben, wie schnell und heftig sich die Wettersituation danach auf dem Vorab änderte.

Am Ruhetag wurden in ganz Nordbünden "OL-er" gesichtet. Vom River-Rafting auf dem Vorderrhein, am Romanischkurs in Laax, auf dem Baumwipfelpfad und selbstverständlich an allen Badeseen der Region grüsste man sich regelmässig unter OL-Kolleg*innen.

Die vierte Etappe auf Nagens bot traumhaftes alpines Gelände. Die Läuferinnen und Läufer surften über Karstfelder, Kuppen, Senken und Alpweiden, und die Murmeltiere staunten über den ungewohnten Verkehr. Die Wetteraussichten auf die fünfte Etappe stellten die Veranstalter noch einmal vor grosse Probleme. Wieder waren auf den Nachmittag Gewitter vorhergesagt. Da der Sturm an der dritten Etappe im Gebiet der Ersatzetappe rund um den Crestasee rund 800 Bäume gefällt hatte, stand diese Variante nicht mehr zur Verfügung. Die Veranstalter entschlossen sich daher, die fünfte Etappe zeitlich vorzuverlegen, in der Hoffnung, dem schlechten Wetter zuvorzukommen. Aber auch diesmal kam das Unwetter viel früher und heftiger als vorhergesagt. Noch einmal waren die Verantwortlichen gezwungen, die Etappe abzubrechen. Aber auch dieses Mal funktionierten die Notfallszenarien, und alle kamen wohlbehalten wieder ins Tal. Nachdenklich stimmt allerdings im Nachhinein, wie schlecht ausgerüstet sich manche Swiss-O-Week-Teilnehmenden an diese Bergetappe begeben hatten - trotz aller Hinweise im Programmbuch. Ohne Jacke und Ersatzkleider geht man nicht ins Gebirge! Und noch nachdenklicher stimmt der Umstand, dass sich rund 30 Personen nach Rennabbruch über die Anweisungen der Veranstalter hinweggesetzt haben, den Funktionären am Start die Karten aus den Händen rissen und sich eigenmächtig ins Gelände begaben. Damit gefährdeten sie nicht nur sich selber, sondern auch die SOW-Helferinnen und -Helfer, die länger im Sturm ausharren mussten, bis sichergestellt war, dass alle Läufer*innen zurück im Wettkampfzentrum waren.

Die abschliessende sechste Etappe liess aber alle Wetterkapriolen der Woche vergessen. Noch einmal technisch anspruchsvolles Gelände im Flimserwald, noch einmal Sonnenschein und rundum nur zufriedene Gesichter bildeten den Abschluss dieser tollen OL-Woche in der Destination Flims Laax.

Die Veranstalter ziehen eine mehrheitlich positive Bilanz. Das Konzept mit der zeitlichen Überlappung der OL-WM und der Swiss O Week war für beide Veranstaltungen – und für die OL-Läufer und Schlachtenbummlerinnen – ein Gewinn. Die Swiss O Week 2023 war eine würdige SOW-Ausgabe, wenn auch die Prise Abenteuer etwas zu grosszügig ausgefallen ist. Und schliesslich ist nach der Swiss O Week wieder vor der Swiss O Week: 2026 findet die nächste Austragung grenzüberschreitend im Wallis und der französischen Haute-Savoie statt. Die Veranstalter wünschen denn auch schon heute allen «une cordiale bienvenue» in der Feriendestination Portes du Soleil.

Veranstalterwebsite

(Text: Marcel Schiess, Fotos: Urban Engel)